Kirche Hesselhurst

Hesselhurst ist mit 388 Gemeindegliedern eine eigene Kirchengemeinde, jedoch verbunden mit der Willstätter Kirchengemeinde – beide teilen sich einen Pfarrer/in. Zuerst war Hesselhurst verbunden mit Eckartsweier, hatte dann einen eigenen Pfarrer, später wurde die Pfarrstelle verbunden mit einem zweiten Dienstauftrag (Telefon-Seelsorge). 2010 wurde das Pfarrhaus verkauft und die Kirchengemeinde von Willstätt aus versorgt. Auch das Pfarrbüro ist in Willstätt. Für Konfirmandenunterricht und Versammlungen trifft man sich im Saal des Feuerwehrhauses (Ortenauer Straße 54) der allen Vereinen und Gruppen von der Ortsverwaltung dankenswerterweise zur Verfügung gestellt wird.

Gottesdienste sind vierzehntägig, im Wechsel mit Willstätt von 9.00 Uhr und 10.15 Uhr. Gerne feiern wir den Weltgebetstag und auch die jährliche Konfirmation – unabhängig von der Anzahl der Konfirmanden. 

Es gibt zwei Organisten: Sybille Walter und Lisa Wagner (als „Nachwuchsorganistin“). Gerne feiern wir auch Gottesdienste an anderen Orten: am Waldsee (mit Taufen), im Hof der Feuerwehr, im Zelt…

Der Kirchengemeinderat besteht aus vier Personen, zurzeit: Doris Ulrike Hänsle, Andrea Jakob-Imöhl und Doris Kirchner.

Die heutige Hesselhurster Kirche wurde 1831 erbaut vom Architekten Heinrich Hübsch – so steht es auch in Gold über dem Eingang. Ein besonderer Bau: große Eingangstüren, keine Fenster.Der Bau erinnert von außen an eine brütende Henne: breit ruhend, mit einem kurzen schmalen Turm als „Kopf“. Ein Anklang an das Jesus-Wort im Blick auf die Stadt Jerusalem: „Wie oft habe ich …(euch) versammeln wollen wie die Henne ihre Küken unter ihre Flügel – und ihr habt nicht gewollt“. (Lukas 13,34) 

Vor diesem Kirchenbau gab es einige Kapellenbauten (zuletzt 1745). Davor ging man nach Eckartsweier in die Kirche. 14tägig kam dann der Pfarrer von Eckartsweier zum Gottesdienst, dafür bekam er ein Pferd gestellt.

Für den Kirchenbau wurde der Sandstein aus Oberschopfheim von den Einwohnern selbst geholt. Die Steine sind schön behauen. Die gleichen Steine findet man auch am Rathaus und am Sockel der alten Schule in Hesselhurst. Weil die Fundamente so teuer waren, konnte der Turm nur als Dachreiter gebaut werden. (Wolfgang Geyer)

Der dreigliedrige Chorraum der Kirche war eine Zeitlang zugemauert, im Jahr 1984 wurde er wieder geöffnet – eine Hochzeit in diesem Jahr zeigt noch den Altar vor der verschlossenen Wand.

Die Kirche steht auf dem alten Dorfplatz, dem „Lindenplatz“: Treffpunkt des Dorfes für Feste; so wirkt die Kirche auch „mitten auf der Straße“: sperrig – sie „steht im Weg“: vielleicht muss da auch so sein?  

Drei „Kirchenerkundungsgottesdienste“ haben wir 2018 gefeiert:   

1.Einen Abendgottesdienst: das Leben als Pilgerschaft: er begann mit Betrachtung desBibelwortes über dem Eingang: „Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren“ – ein Wort Jesu aus dem Lukasevangelium (deswegen heißt die Kirche auch „Lukaskirche“): Gottes Wort will wie ein Schatz behütet und betrachtet werden: so bekam jeder ein Schatzkästchen aus Holz, eine brennende Kerze, ein Liedblatt – und wir sind wie Pilger eingezogen zum Lied „Tut mir auf die schöne Pforte“. Da Pilger mit leichtem Gepäck reisen, haben wir symbolisch im Eingangsgebet einen Rucksack mit Steinen abgelegt.

Hinter dem Altar war der Chorraum verschlossen mit einem Vorhang: wie im jüdischen Tempel, wo das „Allerheiligste“ abgetrennt war. Hier war das Kreuz verdeckt – was wäre, wenn Jesus nicht am Kreuz für unsere Sünde gestorben wäre? Der Vorhang wird in Verlauf der Predigt auseinandergezogen, das Kreuz ist zu sehen: wir dürfen geradewegs zum Herzen Gottes gehen! So wie an Karfreitag der Vorhang im Tempel zerriss: Der Weg zu Gott ist frei.

An Pfingsten ging es um die Gemeinschaft: Drei Nischen vorne (Sakristei, Chorraum, Orgelaufgang) Die Dreizahl setzt sich fort in der Deckengestaltung; sie erinnert an die Dreieinigkeit: so vielfältig ist Gott als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Wie kann man sich das vorstellen? Vielleicht mit dem Buch „Die Hütte“ von Paul Young, einem Bestseller?

Zugleich ging es um die Gemeinschaft unter Menschen: Der Sohn des Kirchenmalers Georg Friedrich Sorg aus Frankfurt (ca. 1935) hatte uns für zwei Jahre das Gemälde „Abendmahl“ ausgeliehen: nachempfunden dem Bild von Leonardo Da Vinci. Dazu gab es eine Lampen-Installation auf dem Altar mit 13 brennenden Lampen, „Ihr seid das Licht der Welt!“- sagte Jesus zu seinen Jüngern.

In einem dritten Gottesdienst ging es um denLuftraum“: Auffallend ist in der Kirche ihre Höhe: 8,40 m; sie wirkt wie ein „Festsaal“ mit den schönen Blumenranken um die Fenster „Unsere Kirchen sind Herrlichkeitsräume“ (Herbert Kumpf)

1600 Kubikmeter – mehr als ein Einfamilienhaus! „Ich sehe was, was du nicht siehst“ – was tummelt sich alles in diesem „Luftraum“? Mehr als wir sehen: gute Mächte und böse Mächte, Engel und Dämonen. Engellieder: „Großer Gott, wir loben dich“, „Von guten Mächten wunderbar geborgen“, „Breit aus die Flügel beide“ (aus: „Nun ruhen alle Wälder“)

Wie gut ist es, darum zu wissen – und auch vor Gott klein sein zu dürfen, das betonen wir bei Konfirmation und Trauung mit einem Kniekissen. „Die gute Nachricht: Es gibt einen Gott. Und ich bin es nicht…“ Ich darf Fehler machen und muss nicht alles im Griff haben.  Vor Gott muss man sich aber nicht kleiner machen, das zeigt die Geschichte von Pharisäer und Zöllner (Lukas 18,10-14) 

Bilder

Zur 1.Kirchenerkundung

Die verschlossenen Nischen bis 1984 (Hochzeit)

Der Vorhang zum „Allerheiligsten“.   

Zur 2. Kirchenerkundung

Die Jünger als brennende Lichter

Abendmahlsbild von Georg Friedrich Sorg

Zur 3.Kirchenerkundung

Blick von der hinteren Empore aus